Dienstag, 5. April 2011

Live: Blixa Bargeld mit ANBB im Hebbel Am Ufer (HAU2)

Dass Blixa Bargeld auf der Bühne wohl einer der schwierigsten und exzentrischsten Menschen ist bewies er erneut vergangenen Sonntag im Hebbel Am Ufer 2. Als ANBB stellte er mit Alva Noto zum zweiten Mal in Berlin das Album „Mimikry“ vor.  Die letzte Berliner Show fand vor 8 Monaten im Berghain statt. Ausgehend von Musik und Atmosphäre scheint dies ein prädestinierter Ort dafür zu sein, zumal ein Song des Albums den Namen des Clubs trägt. 

Blixa und Alva betreten die Bühne sehr pünktlich und der Kopf der Einstürzenden Neubauten beginnt mit einer Mundharmonika, die durch Herrn Noto verfremdet wird. Es ensteht ein unglaublich dichter Sound der an deutsche expressionistische Filme erinnert und die Frage wie das ganze so voll klingen kann wirft Erstaunen in die Gesichter des Publikums. Eine arrogante und fast schon widerlich egalitäre Haltung bezeichnet Blixas Bühnenpräsenz, so als wolle er mit seinen Bewegungen sagen er sei Herrscher und das Publikum nur unwürdige Untertanen. Doch wo Arroganz begründet ist, kann sie auch angebracht werden. Insofern stört Blixas absolute und dominante Rolle nicht, sondern fügt sich perfekt in das düster-maschinelle Konzept ein. Der neben ihm stehende Alva Noto gibt ein recht unscheinbares Bild ab und erregt dadurch etwa nur 1/20 der Aufmerksamkeit.

Industrieklänge, die eher errechnet als komponiert klingen, vermischen sich mit Blixas aneinandergereihten Silben. Es entsteht eine unfassbar technoide Soundcollage und Worte bleiben nicht länger Worte, sondern werden zu Geräuschen. Blixa schreit dazwischen sehr hell und laut, teilweise wie eine Katze, teilweise wie ein Kind. Dann wiederum werden seine Schreie von Alva aufgenommen und im Soundgeflecht über Minuten hinweg widergegeben.

Blixa Bargeld ist wohl auch der einzige deutsche Künstler, der es schafft mit seinem Berliner Publikum englisch zu sprechen. Der Sound war bombastisch, auch wenn Blixa den Mischer sehr oft schikanierte, sodass man glaubte er würde gleich von der Bühne gehen. Da war er wieder, der exzentrische Perfektionist. Abgesehen davon hatte er wohl trotz allem Spaß, denn zum Ende ließ er sich noch für ganze 2 Zugaben auf die Bühne holen. Er verabschiedet sich schließlich mit den Worten „Vielen Dank, dass sie vorbeigeschaut haben, wir verabschieden uns jetzt wieder in unsere Privatgemächer hinter der Bühne.“ Die Fans riefen ihnen lange nach.

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