Montag, 3. Januar 2011

Letzte Chance: PETER LINDBERGH Fotografie Ausstellung im C|O Berlin

Nur noch bis 16. Januar, also quasi bis nächsten Sonntag, kann man sich die Ausstellung von Peter Lindbergh im tollen C|O Berlin ansehen. Bis März verweilt das C|O Berlin noch im alten Postfuhramt Mitte. Leider wurde das sehr schöne Gebäude aufgekauft um daraus ein Hotel zu machen.



Peter Lindbergh ist kein typischer Modefotograf. Das ist eines der ersten Dinge die beim Betrachten seiner Ausstellung im C|O Berlin auffallen. Oft liegt der Stellenwert der Mode weit hinter dem des Gefühlsausdrucks der Models oder dem der Umgebung. Lindberghs Vorgehensweise bei den Fotosessions ist es Intimität zwischen ihm und dem Model zu erzeugen um besonders emotionale und auch verletzliche Momente mit "Hinter den Kulissen"-Charakter einzufangen. Für das perfekte Foto, so Lindbergh, simuliere er gerne auch echte Vertrautheit zwischen ihm und seinem Model. Er arbeitet monatlich als Auftragsfotograf für die italienische Vogue, welche ihm ca. 30 Seiten des Magazins zuspricht und fotografiert sehr häufig Schwarz/Weiß. Seiner Meinung nach werden die Fotos so organischer und reeler.

In der oberen Etage des C|O Berlins befindet sich ein Portrait eines blonden Bauernmädchens. Im Hintergrund sehen wir die Bretter eines Stalls. Die Locken des Mädchens fallen zufällig, der Mund ist leicht geöffnet, die Sommersprossen spriessen neugierig und ihre Augen starren den Betrachter durchdringend an. Der Einblick, den wir hier erhalten, wirkt überaus intim und natürlich. Die Latzhose des Mädchens ist nebensächlich. Nach einer Weile fällt auf, dass es sich bei diesem hübschen Bauernmädchen um einen Voll-Profi handelt - wir sehen vor uns die junge Kate Moss. Jetzt beginnt man langsam aus dem natürlichen Eindruck des Bildes herausgerissen zu werden und sieht vor dem inneren Auge wie eine riesen Crew vor Kate Moss steht und vermutet, dass jede einzelene Sommersprosse von diversen Visagisten absolut perfekt hingeschminkt wurde. Realität und Inszenierung gehören zu den zentralen Themen seiner Arbeit.

Lindbergh spielt mit der Natürlichkeit, löst sein Spiel teilweise wieder in anderen Fotos auf, in denen er Reste eines Filmsets zeigt, wie beispielsweise auf Fotos mit Mila Jovovich. Diese Bilder sagen uns, egal wie natürlich die Fotos auch wirken mögen, sie bleiben dennoch inszeniert.

Besonders interessant ist sein Projekt "On Street" welches auch in der Ausstellung zu sehen ist. Hier lässt er die inszenierte Welt auf die reale Welt treffen. Er ging mit einem Model auf die Straßen New Yorks und fotografierte es an öffentlichen Plätzen mit gewöhnlichen Passanten, die mit dem Nichtwissen glänzen gerade abgelichtet zu werden.

Zu seinen großen Inspirationen gehört u.a.Veruschka, die auch auf dem neuen Album "Mimikry" von Blixa Bargelds Projekt "anbb" zu hören ist. Linderbergh und Veruschka arbeiten bereits seit Jahrzehnten miteinander. Inzwischen ist Veruschka auch schon etwas in die Jahre gekommen, aber nach Lindberghs Einschätzung sei sie absolut im Reinen mit sich und ihrem Alter. Veruschka ist eine Person die den Fotos etwas mystisches und rätselhaftiges schenkt. Durch den souveränen Umgang mit dem Alter wirkt die gegenwärtige Veruschka als Model sogar noch spannender als die Junge.

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